Gute Ge­sprächs­füh­rung in der Pra­xis

Wir kommunizieren immer. Ob wir etwas sagen, wann, was und wie wir es tun – all diese Faktoren sind Teil der Kommunikation zwischen Menschen, Kollegen und mit den Patienten. Die Atmosphäre in einer radiologischen Praxis wird vom Umgang des Teams untereinander ebenso geprägt wie durch das Verhalten gegenüber den Patienten. Wenn der Austausch zwischen Ärzten und nicht-ärztlichem Personal auf Augenhöhe und in Respekt erfolgt, ist die Grundvoraussetzung geschaffen, dass sich auch die Patienten in der Praxis wahrgenommen und wohlfühlen.  

Im Fol­gen­den ha­ben wir ei­nen Aus­zug aus dem In­ter­view mit Dr. Axel Wa­gen­mann, Ra­dio­lo­ge, Nu­kle­ar­me­di­zi­ner und Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung der Con­ra­dia Mün­chen, wel­ches wir im Früh­jahr 2019 für das Cu­ra­Com­pact-Ma­ga­zin mit ihm führ­ten. Er er­hält von sei­nen Pa­ti­en­ten auf dem Be­wer­tungs­por­tal Ja­me­da bes­te Be­wer­tun­gen. Wir ha­ben nach­ge­fragt, wie er kom­mu­ni­ziert.

Redaktion: Wie gestalten Sie Ihr Gespräch mit Ihren Patienten?

Dr. Axel Wagenmann: Pa­ti­en­ten bil­den sich ihre ei­ge­ne Mei­nung aus der Sum­me ih­rer Ein­drü­cke. Da­her be­ginnt mei­ne Vor­be­rei­tung des Ge­sprächs mit ei­nem auf­ge­räum­ten Ar­beits­platz. Ich be­grü­ße die Pa­ti­en­ten mit Na­men und ggf. per­sön­li­chen Ti­teln und Blick­kon­takt. Erst nach­dem die Pa­ti­en­ten sich ge­setzt ha­ben, set­ze ich mich selbst. Wenn ich mit ei­nem Pa­ti­en­ten ei­nen Be­fund be­spre­che, er­klä­re ich kurz vor­ab die ge­gen­wär­ti­ge all­ge­mei­ne Ana­to­mie di­rekt an den Bil­dern und gehe im An­schluss auf das in­di­vi­du­el­le Krank­heits­bild ein. Je nach­dem, wie der Pa­ti­ent sei­ne Dia­gno­se auf­fasst, re­agie­re ich mit dem rich­ti­gen Maß an Em­pa­thie und Ver­ständ­nis.

Am Ende des Ge­sprächs fra­ge ich nach un­kla­ren Punk­ten. Hier­durch rückt der Pa­ti­ent wie­der in den Mit­tel­punkt und man fin­det meis­tens zu ei­nem Ende – auch, wenn der Pa­ti­ent noch wei­ter ver­wei­len möch­te. Der rich­ti­ge Ton­fall und die di­rek­te An­spra­che mit Blick in die Au­gen sind hier­bei ent­schei­dend.

Zum Ab­schluss über­ge­be ich bei Pri­vat­pa­ti­en­ten die Un­ter­la­gen in ei­ner Ta­sche oder Map­pe und er­klä­re den In­halt kurz. Da­bei kann ich noch ein­mal prü­fen, ob die Un­ter­la­gen für den Pa­ti­en­ten voll­stän­dig sind. Ich ge­lei­te alle Pa­ti­en­ten zur Tür und ent­las­se sie mit gu­ten Wün­schen für den Tag oder für die Zu­kunft aus dem Sprech­zim­mer.

Redaktion: Was tun Sie, wenn Patienten aufgrund einer besonders schlimmen Diagnose die Fassung verlieren?

Dr. Axel Wagenmann: Das lässt sich nicht so ein­fach und ein­deu­tig be­ant­wor­ten. Es kommt im­mer auf die je­wei­li­ge Si­tua­ti­on an. Wenn je­mand zu wei­nen be­ginnt, neh­me ich schon mal sei­ne Hand oder ihn mit Dis­tanz in den Arm. Das muss ein Arzt im­mer für sich ent­sch­ei­den, was er ge­ben kann und möch­te. Zu­ver­sicht­li­che Wor­te sind je­doch im­mer hilf­reich.

Je nach Be­fund kann es dem Pa­ti­en­ten auch ein gu­tes Ge­fühl ge­ben, wenn ich noch in sei­ner An­we­sen­heit mit dem über­wei­sen­den Kol­le­gen te­le­fo­nie­re, um zu be­spre­chen, wie man ihm schnellst­mög­lich hel­fen kann. Hier ist na­tür­lich auch zu be­rück­sich­tig­ten, um wel­chen Zu­wei­ser es sich han­delt und ob das die­sem über­haupt recht ist.

Schö­ner sind na­tür­lich die er­freu­li­chen Dia­gno­sen, für die mich dann schon so man­cher Pa­ti­ent „drü­cken“ woll­te. Hier muss je­der Arzt ent­schei­den, ob er sich „drü­cken“ lässt oder lie­ber an­ders mit dem Pa­ti­en­ten die Freu­de teilt.

Redaktion: Zusammengefasst heißt Ihr Erfolgsgeheimnis also: Wertschätzung, die sich ausdrückt in Höflichkeit, Geduld, verständlichen und freundlichen Erklärungen und Empathie vielleicht mit einer Prise Herzlichkeit – das Ganze möglichst vom Betreten der Praxis bis zur Verabschiedung?

Dr. Axel Wagenmann: Das fasst es gut zu­sam­men. Wich­tig ist, dass eine Be­wer­tung im Netz wie bspw. die vom 17. Mai: „So soll ein Ra­dio­lo­ge sein“ sich zwar auf das Arzt-Pa­ti­en­ten-Ge­spräch be­zieht, aber für die Sum­me der Pra­xis­ein­drü­cke alle im Team von der Re­zep­ti­on bis zum Un­ter­su­chungs­per­so­nal auch in ho­hem Maße mit ver­ant­wort­lich sind. Hier alle mit ins Boot zu be­kom­men und dau­er­haft zur Em­pa­thie und Freund­lich­keit zu mo­ti­vie­ren, das ist die Her­aus­for­de­rung!

Bu­ch­emp­feh­lun­gen zum The­ma Arzt-Pa­ti­en­ten-Ge­spräch

Gu­ten Tag, mein Name ist Hiob …
Ein Rat­ge­ber zum Über­brin­gen schlech­ter Nach­rich­ten in der Me­di­zin

Christian Perings, Christian Lüdke

Mit Fall­bei­spie­len, In­ter­views und For­mu­lie­rungs­hil­fen ge­ben Prof. Dr. Chris­ti­an Pe­rings und Chris­ti­an Lüd­ke Hil­fe­stel­lung für Ärzte, die Pa­ti­en­ten und ih­ren An­ge­hö­ri­gen schlech­te Nach­rich­ten zu über­brin­gen ha­ben. Wie kön­nen Bot­schaf­ten em­pa­thisch, aber ein­deu­tig for­mu­liert wer­den? Wie es geht, kann man auf 130 Sei­ten aus Er­fah­rungs­be­rich­ten und An­lei­tun­gen für das nächs­te Pa­ti­en­ten­ge­spräch ler­nen.

Prof. Dr. Chris­ti­an Pe­rings ist ap­pro­bier­ter Fach­arzt für In­ne­re Me­di­zin. Mit sei­nen er­wor­be­nen Zu­satz­qua­li­fi­ka­tio­nen in Kar­dio­lo­gie, Pneu­mo­lo­gie und In­ten­siv­me­di­zin deckt er ein wei­tes Spek­trum der Akut­me­di­zin ab. Sei­ne um­fang­rei­che kli­ni­sche Tä­tig­keit kon­fron­tiert ihn im Be­reich sei­ner Spe­zi­al­ge­bie­te seit über 25 Jah­ren mit der The­ma­tik ‚Arzt-Pa­ti­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on‘ auch und ins­be­son­de­re in Aus­nah­me­si­tua­tio­nen. Dr. Chris­ti­an Lüd­ke ist ap­pro­bier­ter Kin­der- und Ju­gend­psy­cho­the­ra­peut.

Autoren: Christian Perings / Christian Lüdke
ISBN: 978-3-86216-251-2
Medhochzwei Verlag GmbH Heidelberg 2017 | 130 Seiten

Ärzt­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on

Jana Jünger

Das Lehr­buch zum The­ma „Arzt-Pa­ti­en­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­on“ in der ärzt­li­chen Ap­pro­ba­ti­ons­ord­nung im Mas­ter­plan Me­di­zin­stu­di­um 2020 be­ant­wor­tet vie­le Fra­gen, die Ärz­ten im All­tag durch den Kopf ge­hen, wenn sie mit ih­ren Pa­ti­en­ten spre­chen. Es hält ein um­fang­rei­ches Plä­doy­er für pro­fes­sio­nell ge­führ­te Ge­sprä­che zwi­schen Ärz­ten und Pa­ti­en­ten. Die Au­to­rin, Ärz­tin und Di­rek­to­rin des In­sti­tuts für me­di­zi­ni­sche und phar­ma­zeu­ti­sche Prü­fungs­fra­gen (IMPP) Pro­fes­so­rin Jana Jün­ger be­schreibt auf knapp 700 Sei­ten ver­schie­de­ne Kon­zep­te und Mo­del­le zur Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Arzt, Pa­ti­en­ten und de­ren An­ge­hö­ri­gen. Sie geht auf Fer­tig­kei­ten und Auf­ga­ben in der ärzt­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on un­ter Be­rück­sich­ti­gung von Per­spek­ti­ven, Rol­len und Her­an­ge­hens­wei­sen ein. Wo an­de­re Li­te­ra­tur sich auf eng ge­steck­te Ge­sprächs­leit­fä­den be­schränkt, be­trach­tet Jün­ger in die­ser Hand­rei­chung an Ärzte und Stu­den­ten der Me­di­zin den ge­sam­ten Kon­text im Kran­ken­haus wie auch die Be­zie­hun­gen zwi­schen den Ak­teu­ren auf ver­ba­ler und non­ver­ba­ler Ebe­ne in emo­tio­nal her­aus­for­dern­den Si­tua­tio­nen.

Autorin: Jana Jünger
ISBN: 978-3608432527
Schattauer Verlag, 2018 | 687 Seiten

Von der Kunst, schlech­te Nach­rich­ten gut zu über­brin­gen

Jalid Sehouli

Wie ver­mit­teln Ärzte ih­ren Pa­ti­en­ten Dia­gno­sen mit ge­rin­ger Aus­sicht auf Ge­ne­sung? Für den Buch­au­tor und Arzt Ja­lid Se­hou­li ha­ben Ein­füh­lungs­ver­mö­gen und rich­tig ge­wähl­te Wor­te in Ge­sprä­chen, in de­nen es für die Pa­ti­en­ten um „al­les“ geht, obers­te Prio­ri­tät. Als Chef­arzt für Gy­nä­ko­lo­gie an der Ber­li­ner Cha­rité hat Ja­lid Se­hou­li oft­mals schlech­te Nach­rich­ten zu über­mit­teln und nun sei­ne aus Er­fah­rung er­wach­se­nen Er­kennt­nis­se in ei­nem Rat­ge­ber für in­ter­es­sier­te Kol­le­gen nie­der­ge­schrie­ben. An­ge­rei­chert mit ei­ner Rei­he sehr be­rüh­ren­der wie dra­ma­ti­scher Ge­schich­ten aus der täg­li­chen Pra­xis, gibt Se­hou­li Rat­schlä­ge zur Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung schwie­ri­ger Pa­ti­en­ten­ge­sprä­che in­klu­si­ve Check­lis­te und wei­ter­füh­ren­der Li­te­ra­tur.

 

Autor: Jalid Sehouli
EAN: 9783641211479
Kösel-Verlag, 2018 | 192 Seiten

Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Search in posts
Search in pages